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 AUFFÄLLIGKEITEN IM PROZESS

Die „ungeordnete“ Befassung mit dem Thema bewirkte eine Weitung des Blicks auf das Thema, der bei einem enger gefassten Prozess nicht möglich gewesen wäre. Themen wie das soziale Klima oder das ökonomische Klima wären nicht in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt.

Bei der Betrachtung von Maßnahmen zum Klimawandel ist es wichtig auch Kulturaspekte zu berücksichtigen. Ein großes Auto oder ein Haus mit Klimaanlage sind nicht nur rein auf ihre Funktion zu begrenzen, sondern spiegeln gleichzeitig den Eindruck von Wohlstand und sozialem Stellenwert wider. Bei der Einschränkung solcher „Errungenschaften“ ist für ein Ausgleich der Kulturellen bedeuten Sorge zu tragen.

Gerade in Deutschland ist eine Verbotskultur von Politik wenig ausgeprägt. Sie werden immer als Einmischung und Gleichschaltung interpretiert (auch begründet in der Bevormundung Totalitärer Mächte in der Nazi-Zeit). Umso wichtiger ist es bei notwendigen Einschränkungen individueller Freiheiten im Zuge des Klimawandels darauf zu achten, dass das „Warum“ klar und konsistent deutlich gemacht wird und auch am politischen Handeln sichtbar wird.

Hier ist zur Zeit die Glaubwürdigkeit der Politik verloren gegangen und somit auch das Verständnis für notwendiges Handeln.

Oftmals ist es schwierig aufgrund der vielen Zugänge zu Informationen aus aller Welt nicht vor lauter Meldungen über Missstände den Fokus auf ein Thema zu behalten. Hier ist es notwendig die zugänglichen Informationen zu reduzieren auf ein „verarbeitbares“ Maß. Hilfreich ist und war für diesen Dialog hier der Bezug auf den Alltag, weil dann Dinge klarer und besser zuzuordnen sind.

Deutlich wurde, dass die Auswirkungen des Klimawandels nur durch eine ganzheitliche Sicht aller Klimata (sozial, politisch, naturwissenschaftlich) betrachtet wird.

Die Industrialisierung (und die Entkopplung von Arbeitsprozessen: „Die Qualität von Eiern wird ohne das Wohlergehen des Huhns betrachtet“ oder „Die industrielle hochspezialisierte Herstellung von Agrarprodukten verstellt den Blick auf das Zusammenspiel von Klima, Natur und Lebensmittelerzeugung“.) muss auf allen Gebieten überwunden werden und die Abhängigkeiten von Ökonomie, Ökologie und Soziologie müssen wieder erkannt werden.

Wenn es uns gelingt den Klimawandel zum Anlass zu nehmen, um diese Zusammenhänge wieder zu sehen und alle Lösungen daran auszurichten, bringt die Diskussion wirklich weiter und der Klimawandel kann als wachrüttelnder Schuss vor den Bug gewertet werden.

Andreas Hofstötter Team Carlos, Diplom- Ingenieur, 53 Jahre

 


Liebe Ute, liebes Team Carlos,

ich muss sagen, dass mir der Dialog ausgesprochen gut gefällt. Ich habe ihn nicht von hinten bis vorne durchgelesen, sondern sehe immer wieder rein. Und dabei fällt mir auf, dass ich vor allem von den Bildern sehr angezogen bin und einzelne lange Zeit betrachte. Diese Art des Lesens bin ich nicht gewohnt, und darin spiegelt sich wiederum, wie ungewöhnlich der Dialog zum Klimawandel im Alltag für mich ist. Unsere Herangehensweise an das Thema war so sonderbar und zunächst habe ich sie nicht immer verstanden, aber ich habe mich auf diese Weise eingelassen und bin um so überraschter, wenn ich jetzt mein Portrait lese. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal zum Klimawandel schreiben werde, meine Gedanken sind neu und haben sich aus unserer gemeinsamen Arbeit heraus gebildet. Das macht mich unglaublich froh! Nicht nur mein eigenes Portrait, auch die der anderen Teammitglieder überraschen mich. Ich erkenne darin Dinge wieder, die wir besprochen haben, aber auch ganz eigenes kommt zum Vorschein und erhellt mich aufs Neue. Was mich am meisten fesselt, das ist die bildliche Gestaltung des Dialogs. Vor kurzem war Katrin bei uns, ein Mitglied der generationenübergreifenden Gruppe, mit ihrem Sohn. Überraschenderweise hat gerade Bruno, das dreijährige Kind, dieses Heft unbedingt mit nach Hause nehmen wollen. Er hat beim Anschauen immer wieder vom Huhn und dem Gockel geredet (ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht, was ein Gockel ist, oder zumindest, dass man  einen Hahn so nennt) und später in seiner 12-köpfigen WG jeder Person, die es wollte oder nicht, das „Hühner-Gockel-Heft“ vorgestellt. Ich hätte es nicht gedacht, aber gerade mit Hilfe von Missy als Gestalt angenommenes und einen Namen bekommendes Geschöpf lässt sich unser Dialog gut erklären. Zwar fällt es mir weiterhin sehr schwer, unsere Arbeit in kurzen Worten zu beschreiben, wenn Leute bei uns zu Besuch kommen und fragen. Aber Missy hängt über unserem Küchentisch, und sie ist der Grund, weshalb wir auf den Klimawandel im Alltag zu sprechen kommen. Es ist dadurch leichter, aber gerade weil in Missy alles zusammenkommt, ist es auch komplizierter. Ich frage mich, wie es für Leute ist, den Dialog zu lesen, die nicht Teil der Arbeit darin waren. Ich kann mir vorstellen, dass es unglaublich interessant ist, und ich bin dankbar darüber, dass in ihm viel festgehalten ist, was ich gelernt habe. Erst habe ich nicht gedacht, dass die Geschichte über das Huhn und das Ei so entscheidend ist, doch so ist es gekommen: darin finde ich auch wieder, wie entfremdet wir selbst zu uns sind, indem wir Eier von Hühnern essen, die wir nicht kennen. Die Geschichte spricht auch vom Austausch zwischen Alt und Jung und hat auch dafür gesorgt, dass ich immer an das Tier denke, wenn ich Fleisch esse. Das kann ich gar nicht mehr ändern, dieses neue Gefühl zu Missy, dem Huhn. Ich bin inzwischen ganz fest davon überzeugt, dass Massentierhaltung und insgesamt die massenhafte Produktion von allem aufhören muss und dass es ein Ende mit dem Plastik geben muss. Aber Vieles ist noch so unausgereift und die Erfahrungen fehlen teilweise und die Möglichkeiten sind noch begrenzt (aber vielleicht bin ich da zu sehr bei mir). Der Wandel muss sich finanziell lohnen, damit alle mitgehen, es muss mehr restriktive Gesetze geben. Das sind aber Gedanken, die ich mir in diesem Moment alleine mache, und ich frage mich, wie sie bei euch ankämen, ob sie kritisch betrachtet würden. Ich vermisse euch!

Und wünsche viel Spaß in Kloster Tiefenthal von Hannah (mit Nevan)

(Hannah Ramme, B.A.Soziologie)